Pressemitteilung vom 04.06.2024
Neue Perspektiven in der Krebsforschung: Eine kürzlich durchgeführte wissenschaftliche Arbeit hat weiterführende Erkenntnisse über die Behandlung von Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinomen (HNSCC) geliefert. Diese Ergebnisse könnten den Weg zu effektiveren Therapien ebnen und die Überlebenschancen von Patienten verbessern.
Bisherige Behandlungsmethoden für Kopf- und Halskrebs bieten in aller Regel eine Fünf-Jahres-Überlebensrate von etwa 50%, daher werden neue Ansätze dringend benötigt. Die vorliegende Forschungsarbeit konzentriert sich darauf, die genetischen und molekularen Schwachstellen der Krebszellen besser zu verstehen, um neue Therapien zu entwickeln.
Die Dresdner Wissenschaftler um Prof. Nils Cordes am Nationalen Zentrum für Strahlenforschung in der Onkologie – OncoRay (getragen durch Medizinische Fakultät der Technischen Universität Dresden, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf) konnte herausstellen, dass die Hemmung einer bestimmten Rezeptorfamilie, bekannt als Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptoren (FGFR), zwar das Potenzial hat, die Wirksamkeit der Strahlen- und Chemotherapie zu verstärken. Allerdings zeigte sich in präklinischen Studien, dass diese Behandlung auch Resistenzen für Strahlen- und Chemotherapie erzeugt.
Durch umfassende molekulare Untersuchungen stellten die Forscher fest, dass es zwei verschiedene Zellpopulationen gibt: Eine, bei der die Behandlung die Tumorzellen empfindlicher für die Strahlentherapie macht, und eine andere, bei der sie die Zellen schützt, indem sie resistenter werden. Dieser Unterschied hängt mit einem Prozess namens epithelial-mesenchymale Transition (EMT) zusammen, der das Verhalten der Tumorzellen maßgeblich beeinflusst.
"Wir haben festgestellt, dass die Zellen, die eine Resistenz gegenüber der Therapie entwickeln, einen EMT-Status aufweisen, der sie unempfindlicher macht", erklärt Prof. Nils Cordes, der Hauptautor der Veröffentlichung. "Allerdings haben wir auch Wege gefunden, wie wir diese Resistenz überwinden können."
Durch die Kombination der FGFR-Hemmung mit anderen molekularen Medikamenten konnten die Forscher zeigen, dass es in präklinischen Studien möglich ist, die Resistenz der Tumorzellen zu durchbrechen und sie wieder empfindlich für die Therapie zu machen. Diese Erkenntnisse wurden durch ausführliche bioinformatische Genexpressions-Analysen auch durch Daten von Patientengruppen validiert, was darauf hinweist, dass anhand bestimmter Genexpressionsmuster Vorhersagen getroffen werden können, welche Patienten von der Behandlung profitieren könnten.
"Unsere Studie legt nahe, dass eine gezielte Therapie, die auf die individuellen Merkmale des Tumors abzielt, die Wirksamkeit der Behandlung verbessern könnte", so Prof. Nils Cordes. "Wir hoffen, dass unsere Ergebnisse dazu beitragen werden, personalisierte Behandlungsstrategien für Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren zu entwickeln."
Die Forscher betonen jedoch, dass weitere Studien im Labor erforderlich sind, um sowohl die Sicherheit und Wirksamkeit dieser Behandlungsansätze als auch die Genexpressionsmuster zu bestätigen. Dennoch sind sie überzeugt, dass ihre Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren geleistet hat.